Vom Unternehmer zum Künstler

    Der Name Peter Regenass wird in erster Linie mit MOTOREX und damit mit dem Produkt Öl in Verbindung gebracht. Doch der 70-jährige Verwaltungsratspräsident des Langenthaler Unternehmens beschäftigt sich seit Jahren fast genauso leidenschaftlich mit einem andern Material: Peter Regenass fertigt Steinskulpturen an. Kürzlich hat er im Kunst-Hof in Wangenried 22 seiner Werke ausgestellt.

    (Bilder: zVg) Peter Regenass für einmal nicht mit Hemd und Krawatte als VR-Präsident der MOTOREX im Einsatz, sondern voller Leidenschaft mit Hammer und Meissel künstlerisch tätig.

    Im Oberaargau kennt man ihn als «Mister MOTOREX», als Vorzeige-Unternehmer. Seine Frau Monique beschreibt ihn als einen «geborenen Pfiffikus». In der Tat: Denn im fortgeschrittenen Alter ist aus dem Wirtschaftskapitän Peter Regenass noch ein Künstler geworden. «Canedo-Medeglia und Peccia im Tessin, Sibratsgfäll im Bregenzerwald, Elbligenalp in den Allgäuer Alpen, Müllheim am Bodensee, Wylerstein in Langenthal… Was haben all diese Orte gemeinsam? Sie verfügen über ein Steinbildhauer-Atelier, in dem Kurse für Hobby-Künstler durchgeführt werden. Unter fachkundiger Leitung kann dort eine ganze Woche lang mit Fäustel und Eisen an einem Stück Stein gehämmert werden. Und das habe ich in den letzten bald zwei Jahrzehnten mit Freude, Begeisterung sowie blauen Flecken an den Händen getan», erzählt er dem «Unter-Emmentaler» voller Begeisterung.

    Schicksalsschlag gab Anstoss
    Wilde Bollensteine aus der Maggia oder der Verzasca hätten ihn schon immer fasziniert, betont er. Deshalb seien alle Wege um sein Einfamilienhaus in Langenthal mit solchen natürlichen Kunstwerken eingerahmt. «Es wird behauptet, unser Garten sei eine Kiesgrube in einer Waldlichtung.» Der Ursprung für sein künstlerisches Schaffen liegt in einer schweren Erkrankung in seiner Familie, die ihn erschüttert habe. Er habe versucht, seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken, erwähnt Peter Regenass. «Ich musste mich irgendwie körperlich betätigen. Ich kaufte mir Hammer und Meissel und begann damit kräftig an Steinen herum zu spitzen.»

    Eines der Werke von Peter Regenass. Es trägt den Namen «Dialog».

    Bald habe er aber gemerkt, dass es ohne Grundbegriffe nicht gehe. Aus diesem Grund habe er einen Anfängerkurs im Steinbildhauen besucht. «Seit diesen ersten blauen Flecken hat mich das Steinmetz-Fieber nicht mehr losgelassen. Jahr für Jahr verwendete ich für meine Leidenschaft eine Woche Ferien und war regelmässig im Atelier beim Wyler-Team in Langenthal anzutreffen», erzählt der Unternehmer und Künstler weiter.

    Zur Strafe in den Keller
    »Die Statue war immer schon da gewesen – ich musste lediglich den überflüssigen Stein um sie herum entfernen», soll Michelangelo (1475 – 1564) gesagt haben. Und er erschuf aus einem einzigen sechs Tonnen schweren Marmorblock aus Carrara den fünf Meter grossen «David» mit Steinschleuder. «Auch wenn bis heute keine meiner Arbeiten von der Kunstszene bejubelt worden ist, so sind in den letzten 17 Jahren doch viele Steinsplitter geflogen. Dabei entstanden 22 grössere und kleinere Skulpturen, die kürzlich erstmals als Gesamtheit im Kunst-Hof Wangenried gezeigt wurden.» Die Materialien wechseln zwischen Herkunft, Farbe, Material und Härte ab: Bollensteine aus den Tessiner-Bergbächen, Cristallina Marmor aus Peccia, Kalkstein aus dem Jura, Onyx aus Portugal, Granit aus der Wachau und immer wieder wunderschöner weisser Carrara-Marmor aus Italien. Die Formen der Skulpturen seien jeweils im Kopf erfunden und mit wenigen Ausnahmen ohne Tonmodell von Hand mit Fäustel und Meissel in Stein umgesetzt worden. Musste anfänglich viel Material entfernt werden, kamen auch Trennscheibe und Lufthammer zum Einsatz. Das stundenlange Schleifen auf Hochglanz sei aber am Schluss immer von Hand ausgeführt worden, gibt Peter Regenass zu verstehen. «Einzelne Arbeiten schafften es nicht in einem Durchlauf. War ich mit dem Resultat nicht zufrieden, landete der Stein zur Strafe für mehrere Monate im Keller. Mit einer neuen Idee im Kopf kam es später zu einer neuen Runde.» Die heute ausgestellten Kunstwerke würden so bleiben und seien unverkäuflich, hält der Künstler abschliessend fest.

    Walter Ryser

    Vorheriger ArtikelInitiative «Grüne Wirtschaft»: Über das Ziel ist man sich einig
    Nächster ArtikelThe Queen Extravaganza