Mit spitzer Feder …
Gewohnheit – in diesem kleinen Wort steckt das, was das Leben vieler ausmacht. Die Routine, die Tradition, der Alltag. Dinge machen, wie man sie schon immer machte. Gewohnheiten haben einen ziemlich grossen Einfluss auf unser Schicksal. Diese Erfahrung machte ich kürzlich, als ich angehalten wurde, meine Essgewohnheiten etwas zu ändern auf Grund eines ganz leichten Magenleidens. Allein der Gedanke daran brachte mein System völlig durcheinander. Ich versuchte es destotrotz – jedoch ohne Erfolg. Mein Bauchgefühl und mein Darm rebellierten. So bleibe ich bei meinen vielen, vielen Kohlenhydraten wie das mein Körper mag. Die ganze Geschichte tönt nun sehr oberflächlich. Doch wenn man sich intensiver damit beschäftigt, realisiert man, dass es viel tiefer geht und die Grundpfeiler meiner Lebensqualität erschüttert. Denn Gewohnheiten haben mit Struktur, mit Sicherheit, mit Geborgenheit und mit Wohlfühlen zu tun. Gewohnheiten sind für mich wichtige Rituale, die mir im Leben einen Platz und Halt geben. Gute Gewohnheiten zu haben, bedeutet, das Glück willkommen zu heissen. Vom Aufwachen am Morgen bis zum Einschlafen in der Nacht verrichten wir unzählige Tätigkeiten. In der Regel machen wir uns keine Gedanken über unsere Gewohnheiten – wir tun es einfach. Der Körper bewegt sich vor dem Gedanken, weil das zur Gewohnheit geworden ist. Unsere Gedanken und Handlungen bahnen sich Wege im Gehirn. Wenn wir eine bestimmte Handlung lange Zeit wiederholen, lernt das Gehirn, sie spontan auszuführen, so wie ein Weg entsteht, wenn viele Menschen ihn immer wieder durchqueren, obwohl sie sich zunächst einen Weg durch das Dickicht bahnen mussten. Dank der Gewohnheiten können wir viele Dinge schnell und effizient erledigen und ihre Fähigkeiten durch Gewohnheiten entwickeln. Auch wenn es uns anfangs schwerfiel, Auto zu fahren, wird es uns bei wiederholter Anwendung leichtfallen. Bei bewussten Handlungen verbraucht das Gehirn Glukose und Sauerstoff, die Hauptbrennstoffe für die Zellen. Das Gehirn hat jedoch keinen Platz, um Glukose zu speichern, also braucht es eine Möglichkeit, Energie zu sparen. Wenn keine Gewohnheit gebildet wird, muss das Gehirn jedes Mal viel Zeit und Energie aufwenden, um zu überlegen, was zu tun ist und wie es damit umgehen soll. Eine Gewohnheit ist eine Weisheit unseres Körpers, um Energie zu sparen.
«Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Taten. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden zu deinem Charakter. Und achte auf deinen Charakter, denn er wird zu deinem Schicksal.» Dies ist ein Zitat von Margaret Thatcher, der ehemaligen britischen Premierministerin. Auch Mahatma Gandhi sagte: «Deine Gewohnheiten werden zu deinen Werten. Deine Werte werden zu deinem Schicksal.» Es gibt gute Gewohnheiten, schlechte Gewohnheiten und solche, die weder gut noch schlecht sind. Auch wenn die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Gewohnheiten je nach persönlicher Auffassung unterschiedlich ausfällt, haben gute Gewohnheiten in der Regel positive Auswirkungen auf einen selbst und auf andere in der Umgebung. Die Angewohnheit, aufmerksam zuzuhören, die Angewohnheit, andere zu grüssen, die Angewohnheit, die Umgebung zu säubern, die Angewohnheit, freundlich zu anderen zu sein … Diese guten Angewohnheiten machen einen guten Charakter aus und werden auch zu einem Kompass, der das Leben in eine gute Richtung lenkt und einem hilft, eine Gelegenheit zu ergreifen, wenn sie sich bietet. Aber auch hier entscheidet unser Bauchgefühl, ob wir an Gewohnheiten festhalten sollen oder nicht.
Herzlichst,
Ihre Corinne Remund
Verlagsredaktorin