Fliegen mit Hindernissen

    SWISS HELICOPTER ASSOCIATION – Die Betriebe der Helikopterbranche bieten der Schweiz eine breite Palette an verschiedensten Dienstleistungen. Doch immer neue Versuche, die Helikopterfliegerei einzuschränken, machen der Branche das Leben schwer und stellen deren Service Public zunehmend in Frage.

    (Bilder: zVg) Im Alpenland besonders wichtig: Die Branche stellt einen umfangreichen Service Public für die Versorgung und die Gewährleistung der Sicherheit der Verkehrswege, Siedlungsgebiete und touristischen Infrastrukturen im Alpenraum zur Verfügung. Hier die Heliswiss International AG bei der Korbmontage.

    Unsere Helikopter und ihre Crews sind wahre Verwandlungskünstler: Sie sind für den Lawinenschutz von Siedlungen, Verkehrswegen und Wintersportgebieten unverzichtbar, fliegen Tag und Nacht medizinische Transporte und Rettungseinsätze, bilden die Grundlage für den SAC-Rettungsdienst und stehen als Einsatzmittel bei Bränden und anderen Naturkatastrophen zur Verfügung. Helikopter überprüfen den Zustand von Hochspannungsleitungen und die Trassen von Pipelines, helfen bei der Pflege von Schutzwald, versorgen abgelegene Alpbetriebe und machen Baustellen im Hochgebirge überhaupt erst möglich. «Ohne Helikopter könnten viele touristische Leistungsträger ihre Dienstleistungen für Einheimische und Gäste nicht erbringen», stellt Philip Kristensen, Geschäftsführer Swiss Helicopter Association SHA, fest.

    Die Helikopterunternehmen der Schweiz bilden eine kleine, aber für das Land sehr wichtige Branche. «Helikopter sind in einem Alpenland besonders wichtig», so Kristensen. Die Branche stellt einen umfangreichen Service Public für die Versorgung und die Gewährleistung der Sicherheit der Verkehrswege, Siedlungsgebiete und touristische Infrastrukturen im Alpenraum zur Verfügung. «Immer neue Versuche, die Helikopterfliegerei einzuschränken, stellen diesen Service Public aber zunehmend in Frage.» Auch im Mittelland sind Helikopter wichtige Transport- und Montagemittel von abgelegenen Gebieten bis in die Herzen der Grossstädte. Und schliesslich sind die Helikopter das Rückgrat der privaten Luftrettung, die in der Schweiz ohne staatliche Förderung auf einem Topniveau angeboten wird.

    Helikopter überprüfen den Zustand von Hochspannungsleitungen und die Trassen von Pipelines und helfen bei der Pflege von Schutzwald.

    Gemäss Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL fanden letztes Jahr 387’058 Rotationen oder 179’986 Bewegungen statt. Um der Schweiz auch in Zukunft mit Helikoptern zur Verfügung stehen zu können, engagieren sich die Mitglieder auch in der Nachwuchsförderung und bilden Pilotinnen und Piloten, Mechanikerinnen und Mechaniker sowie Flughelferinnen und Flughelfer aus. Eine wichtige Rolle spielt auch die Weiterbildung: «Wir organisieren einmal pro Jahr einen Erfahrungsaustausch für Flughelfer und weitere interessierte Personen. Neu ist ab 2023 ein Handbuch in Form eines E-Books für Helikopterfliegen im Gebirge erhältlich.»

    Überregulierung der Luftfahrt als zentrales Problem
    Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Helikopterbetriebe ist ein grosses Anliegen des Verbandes, das immer wieder auf Widerstände stösst. Denn die Regulierungsdichte droht, die Schweizer Luftfahrt förmlich zu ersticken. Dazu Kristensen: «Das Bundesamt für Zivilluftfahrt und die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit EASA (European Union Aviation Safety Agency) versprechen zwar seit Jahren, dass die Vorschriften vereinfacht werden sollen; in Tat und Wahrheit passiert aber das Gegenteil.» Zahlreiche Vorstösse versuchen immer wieder, den Flugbetrieb in der Schweiz zu reduzieren.

    Der Kampf gegen Gebirgslandeplätze, neue Flugplatzregime ohne Helikopterbetrieb oder die Konkurrenzierung der privaten Unternehmen durch Helikopter der Armee machen der Branche das Leben unnötig schwer. «Damit wird unsere Service Public zunehmend in Frage gestellt.» Deshalb wehrt sich der Verband auf politischer Ebene vehement gegen diese unnötige Überregulierung. «Die Mitgliedschaft der Schweiz in der Europäischen EASA hat unserer Luftfahrt neben einigen Vorteilen vor allem einen enormen Bürokratisierungsschub gebracht. Die Compliance der zahllosen, sich ständig ändernden Vorschriften verursacht in der Branche unnötige Kosten in Millionenhöhe», ärgert sich Kristensen. Zudem übernimmt die Schweiz sang- und klanglos auch Vorschriften, die sich mit der Praxis in der Branche schwer oder gar nicht vereinbaren lassen. Ein Beispiel ist das Verbot von kommerziellen Passagierflügen durch Piloten über 60. «Diese einst von ausländischen Gewerkschaften initiierte Vorschrift führt dazu, dass die Schweiz jedes Jahr ein paar ihrer erfahrensten und besten Piloten verliert. Denn in der Schweiz werden Piloten vor allem als Allrounder eingesetzt. Dürfen sie keine Passagiere mehr fliegen, kommt das faktisch einem Arbeits- und Berufsverbot gleich», hält Nationalratspräsident Martin Candinas, Präsident der SHA, fest. Die SHA arbeitet deshalb an einer Schweizer Pilotenlizenz, die Passagierflüge auch ab 60 möglich macht.

    Die Schweizerische Rettungsflugwacht REGA leistet rund um die Uhr schnelle und fachkundige Hilfe aus der Luft.

    Auf der politischen Agenda steht auch die Zementierung des Monopols von Skyguide als einzige Anbieterin von Flugsicherung für regionale Flughäfen ab. Denn mit dem Vorschlag eines neuen Subventionsregimes ist der Verband nicht einverstanden. Die SHA fordert deshalb, dass der maximale Beitrag an die An- und Abflugsicherung auf Regionalflugplätzen in Abhängigkeit zu den Einnahmen der Spezialfinanzierung Luftverkehr (z.B. als Anteil in Prozenten daran) gesetzlich verankert wird. «Nur so ist sichergestellt, dass nebst der Flugsicherung für Regionalflugplätze auch für andere Safety-Massnahmen sowie für Massnahmen in den Bereichen Security und Umweltschutz Geld in der Kasse bleibt», sagt Kristensen. Und doppelt nach: «Wir fordern, dass diese Teilfinanzierung durch den Bund mit einem Anreizsystem zur Senkung der Flugsicherungskosten verknüpft wird.»

    Ohne gute Rahmenbedingungen geht es nicht
    Klimaneutrales Fliegen ist ein weiteres Stichwort, dass die Branche in Zukunft beschäftigen wird. Mit der Nutzung von SAF Sustainable Aviation Fuel wollen die Helikopterbetriebe zum globalen Kilmaschutz beitragen. Die Mitglieder sind jetzt schon gut gerüstet und fliegen mit viel Potenzial in die Zukunft. So verfügen die schweizerischen Helikopterunternehmen über einen Maschinenpark, welcher auf die topografischen Verhältnisse bestens abgestimmt ist, und die Mitarbeitenden über einen hohen Ausbildungsstand. «Entscheidend wird sein, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht derart verändern, dass die wirtschaftliche Existenz unserer Branche bedroht wird», so Kristensen. Dabei ist der Verband stark gefordert. «Wir begegnen diesen Herausforderungen durch eine proaktive Zusammenarbeit mit den Behörden.»

    Corinne Remund

    www.sha-swiss.ch


    DAS MACHT DIE SHA

    Überregulierung als zentrales Thema

    Die Swiss Helicopter Association wurde noch als Verein schweizerischer Helikopterunternehmen an der Versammlung vom 29. März 1993 in Bern gegründet. Anwesend waren 20 Helikopterunternehmen. Ziel des Zusammenschlusses der Helikopterbetriebe war damals, als erster Ansprechpartner insbesondere gegenüber dem Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL auftreten zu können. Bereits in der Gründungsversammlung war die Bekämpfung der Überregulierung durch die Behörden ein zentrales Thema. Die Swiss Helicopter Association nimmt die Interessen der Branche in der Politik, der Verwaltung, der Gesellschaft und den Medien wahr und pflegt mit diversen Organisationen, Vereinigungen, Interessengemeinschaften etc. ein reges Netzwerk. Einen Schwerpunkt der praktischen Tätigkeit bilden die Teilnahme an den Mitwirkungs- und Vernehmlassungsverfahren BAZL im Zusammenhang mit der Übernahme von europäischen Vorschriften und Richtlinien. Aktuell hat der Verband 19 ordentliche, 28 ausserordentliche Mitglieder sowie 1 Fördermitglied. Ordentliche Mitglieder sind Halter von Helikoptern zu gewerbsmässigen Zwecken, ausserordentliche Mitglieder sind Unternehmen, die nicht selbst Helikopterhalter sind, sondern beispielsweise Zulieferer für Seile, Lastennetze oder Big Bags.

    CR

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